

Hintergrund
Die herkömmliche Moorbewirtschaftung (Forstwirtschaft, Landwirtschaft oder Torfentnahme) steht in einem zunehmend kritischen Fokus der Abwägung zwischen negativen Folgen für Boden-, Klima-, Biodiversitäts- und Landschaftsschutz. Das ist vor allem auf die Absenkung der Grundwasserstände und die damit ausgelösten Degradierungsprozesse zurückzuführen. Um dem entgegenzuwirken sind torf- und moorschonende Bewirtschaftungsformen notwendig.
Im Rahmen von zwei, durch das BMBF geförderten Forschungsprojekten, wurde ein webbasiertes Entscheidungsunterstützungssystem (DSS) entwickelt, indem
standortspezifische Bewirtschaftungsempfehlungen abgeleitet und umfassende Informationen zur Umstellung auf alternative Landnutzungsformen den Landwirten,
Landwirtschaftsberatern und Entscheidungsträgern, als Anwender, zur Verfügung gestellt werden.
Produktbeschreibung
Im DSS-TORBOS sind zehn verschiedene Nutzungsformen für eine angepasste Niedermoorbewirtschaftung integriert. Die Spannweite der Nutzungsformen reicht hierbei von mäßig trockenen (mittlerer Wasserstand ≥ 80 cm u. Flur) bis zu nassen Standorten (mittlerer Wasserstand ≥ 0 cm ü. Flur) Standorten. In den Steckbriefen werden für die jeweiligen Nutzungsformen die jeweils zu Grunde liegenden Wasserverhältnisse sowie andere Besonderheiten (z. B. Heterogenität der Fläche) beschrieben. Weitergehend wird auf die Standorteignung, Etablierung der Pflanzenbestände, die Erntemodalitäten, die benötigte Infrastruktur und Logistik näher eingegangen. Es werden Hinweise zu Verarbeitung und Vermarktung sowie zu Genehmigungen und Fördermitteln gegeben. Des Weiteren wird die Wirkung auf den Moorstandort bezüglich des Torferhalts und der Treibhausgasemissionen abgeschätzt und die Beeinflussung der biologischen Vielfalt bewertet. Zum Schluss werden Quellen für weiterführende Informationen benannt.
Nutzungsformen im DSS-TORBOS:
- Extensiv genutzte Frischwiesen
- Extensiv genutzte Frischweiden und Mähweiden
- Weide (Salix spec.) im Anbau als KUP
- Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) im Anbau als KUP
- Extensiv genutzte Feuchtweiden
- Extensiv genutzte Feucht- und Nasswiesen verschiedener Vegetationsausprägungen
- Extensiv genutzte Rohrglanzgras Feuchtwiesen (Phalaris arundinacea) für Futter und energetische Verwertung
- Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) als Wertholzbaum
- Schilf (Phragmites australis), Rohrkolben (Typha spec.) und unspezifische Niedermoorbiomasse für die stoffliche und energetische Verwertung
- Nassweide mit Wasserbüffeln (Bubalus arnee)
Rahmenbedingungen
Voraussetzung für eine erfolgreiche Nutzung des Systems ist ein guter Kenntnisstand über den aktuellen Zustand des betrachteten Moorgebietes. Das System führt interaktiv durch eine Abfolge sachlich relevanter Fragen. Anschließend werden auf Grundlage der getätigten Eingaben Empfehlungstexte für die Landnutzung in Form von Steckbriefen als auch zu wasserbaulichen Maßnahmen erstellt.
Nutzen für die kommunale Praxis
- Entscheidungsunterstützung und Planungshilfe für Landwirte, Planer und Entscheidungsträger zur Umstellung auf eine torferhaltende bzw. torfschonende Niedermoorbewirtschaftung
- Handlungsoptionen zur Reduzierung klimarelevanter Gase auf bewirtschafteten Niedermoorböden
Kontakt
Prof. Dr. Jutta Zeitz
Humboldt-Universität zu Berlin
Tel.: +49 30 2093-46486
E-Mail: jutta.zeitz@agrar.hu-berlin.de
Projekthomepage
http://www.elan-bb.de/